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Eine Geschichte voller Missverständnisse

Vor drei Wochen haben Daniel Wichmann und ich ein Buch mit dem Titel „Hier ist alles Banane – Erich Honeckers geheime Tagebücher 1994 – 2015“ veröffentlicht, und seitdem passieren Dinge, mit denen wir so nicht gerechnet hätten. Auf der Facebook-Seite zum Buch melden sich Menschen, die glauben, erkannt zu haben, dass es sich hier nicht um die Original-Tagebücher handelt, sondern ganz eindeutig um eine Fälschung. Und das sieht dann zum Beispiel so aus:


Anfangs haben wir uns noch gefragt, ob das vielleicht eine uns unbekannte Form von Humor sein könnte. Kommt ja im Internet schon mal vor, dass jemand auf einen Witz, den er nicht verstanden hat, mit einem anderen Witz antwortet, den der andere nicht versteht, bis irgendwann keiner mehr was versteht.


Wir haben uns das Buch noch mal genau angesehen und Freunde gefragt. Auch von denen hielt es keiner für möglich, dass ein Verlag auf die Idee kommen könnte, Erich Honeckers Original-Tagebücher unter dem Titel „Hier ist alles Banane“ herauszugeben. Aber es blieb bei den Hinweisen.


Und wie das immer so ist im Internet: Früher oder später gesellen sich auch jene hinzu, die eine Stinkwut haben und das einfach gerne irgendwie mitteilen möchten.


Aber das stimmt natürlich nicht. Wir wollen niemandem die Intendität nehmen. Wir wissen nicht mal, was das ist. Wir haben auch kein Interesse daran, dass sich unseretwegen irgendjemand Verletzungen zufügt.


Im Grunde meinen wir es ja wirklich gut mit den Leuten. Wenn es sein muss, geben wir sogar praktische Tipps.


Aber das änderte nichts daran: Das Misstrauen blieb.


Hinzu kamen Spekulationen und Vermutungen darüber, wie viel von der ganzen Geschichte überhaupt noch wahr ist, jemals wahr war – und Moment, erst die Hitler-Tagebücher, jetzt die von Honecker. Seltsam, seltsam.


Man muss sich dazu immer vorstellen: Zwischen diesen Kommentaren stehen noch die der Menschen, die sich gar nicht für das Buch oder die Meinungen der anderen interessieren, sondern nur für das freie Textfeld, in das sie ihre Wut kotzen können, was sie dann auch immer sogleich tun.

Irgendwann freut man sich fast über jede nüchterne Feststellung.


Und natürlich ist auch mal ein Treffer dabei.


Das mit der goldenen Nase können wir nicht ganz abstreiten. Aber noch geht die Farbe meiner Nase eher ins Rötliche, und ich glaube, bei Daniel ist es ganz ähnlich, wenn er mir nichts verschwiegen hat. Jedenfalls sind wir insgesamt doch eher ratlos.

Ich habe das Buch dann noch ein weiteres Mal angesehen und mir vorgestellt, wie jemand bei Facebook auf dieses Bild stößt und denkt: Potzblitz! Da waren möglicherweise Betrüger am Werk.


So richtig kann ich es mir nicht vorstellen, aber es scheint doch möglich zu sein. Andererseits kann ich mir auch kaum vorstellen, dass ein ganzes Fünftel der wählenden Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns auf dem Wahlzettel ein Kreuz hinter den Buchstaben AfD macht. Aber dann kamen am Sonntagabend die Hochrechnungen, und auch das scheint ja tatsächlich möglich zu sein.

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